Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli
Schulgeschichte
Von der Gemeindeschule zur Gemeinschaftsschule
Am 7. Oktober 1909 werden die 31. und die 32. Gemeindeschule (später Rütli- und Heinrich-Heine-Schule) eröffnet.
Der Erste Weltkrieg beeinflusst das Schulleben: 1915 wird die Schule als Kaserne genutzt, Lehrer werden zum Militär einberufen. Der Unterricht findet in den Schulen in der Elbe- und Weserstraße statt.
Das renovierte Schulgebäude kann wieder bezogen werden. Die 31. und die 32. Gemeindeschule entwickeln sich zu Reformschulen, so genannten „weltlichen Schulen“. Es gibt keinen Pflicht-Religionsunterricht mehr, Jungen und Mädchen werden gemeinsam erzogen.
Die Rütlischule wird Lebensgemeinschaftsschule und entwickelt sich zu einer der bekanntesten Reformvolksschulen Berlins. Eltern, Lehrer:innen und Schüler:innen arbeiten zusammen. Werkstattarbeit und Arbeitsgemeinschaften (Stenografie, Esperanto und Englisch) stehen im Vordergrund. Klassenfahrten werden unternommen. Es gibt weder Zensuren noch Sitzenbleiben.
Die Nationalsozialisten zerschlagen die Lebensgemeinschaftsschule. Ein Großteil der Schüler- und Lehrerschaft muss die Schule verlassen. Es entstehen wieder zwei – nach Geschlechtern getrennte – Schulen.
Aus ehemaligen Schülern der Lebensgemeinschaftsschule in der Rütlistraße – von der Gestapo deshalb „Rütli-Gruppe“ genannt – geht eine Widerstandsgruppe um Hanno Günther hervor. Viele Mitglieder werden im Oktober 1942 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und im Dezember des gleichen Jahres in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Eine Gedenktafel an der Schule erinnert an diese Gruppe.
Ab 1943 findet kaum noch Unterricht statt, die meisten Schüler befinden sich in der „erweiterten Kinderlandverschickung“. Das Gebäude dient als Lazarett.
Ab 1945 wird mühselig ein Unterrichtsangebot wiederaufgebaut.
Von 1948 – 1951 befindet sich im Gebäude eine Einheitsschule mit 27 Klassen.
Am 23. Juni 1951 wird die dreigegliederte Berliner Schule eingeführt.
Es entstehen eine Oberschule Praktischen Zweiges, die Rütli-Oberschule (Hauptschule), sowie eine Oberschule Technischen Zweiges, die Heinrich-Heine-Oberschule (Realschule).
Ab 1960 trägt die 2. OPZ offiziell den Namen „Rütli-Oberschule“.
Immer mehr Kinder von so genannten „Gastarbeitern“ besuchen die Rütli-Schule. Der Anteil der Schüler:innen nichtdeutscher Herkunftssprache beträgt über 80%.
Die Probleme an der Schule verstärken sich. Die Anzahl der muttersprachlich-deutschsprachigen Schüler:innen wird immer geringer. Immer mehr Schüler:innen und Eltern sprechen kaum oder unzureichend Deutsch.
Trotzdem gibt es keine Türkisch- oder Arabisch-sprechenden Lehrer:innen. Es fehlen Sozialarbeiter:innen, der einzige Schulpsychologe verlässt die Rütli-Schule.
Die Rütlistraße wird bis zur Kita Rütlistraße für den Autoverkehr gesperrt und zur ersten Jugendstraße Europas umgewidmet. Ziel ist es, die Straße zum Aktionsraum für junge und alte Menschen zu machen, sowie Schule und Jugendarbeit mit gemeinsamen Projekten zu verbinden.
Die Situation an der Rütli-Oberschule spitzt sich zu.
Die Schulleiterin verlässt die Schule und geht in den vorzeitigen Ruhestand. Die Schule bleibt für ein Jahr ohne Schulleitung.
Die Bedingungen an der Rütli-Schule verschlechtern sich zunehmend. Die Kolleg:innen sehen dies auch als Ausdruck einer schwierigen Schulstruktur. Daher fordert das Kollegium im März 2006 in einem „Brandbrief“ die Abschaffung des Modells „Hauptschule“ in seiner bisher praktizierten Form. Stattdessen soll es ein grundlegend anderes Konzept der Unterrichtsgestaltung mit besseren Bedingungen für Schüler:innen und Lehrer:innen geben.
Der Brief tritt eine gewaltige Lawine los: Die Rütli-Schule wird bundesweit bekannt und gerät in den Mittelpunkt eines enormen Medieninteresses. Eine lebhafte innenpolitische Debatte über das Schulsystem in Deutschland, Gewalt und Integration an Schulen beginnt.
Die Rütli-Schule erhält eine bessere personelle Ausstattung, darunter auch Sozialarbeiter:innen und interkulturelle Moderator:innen.
Aus einer Flut von Hilfsangeboten werden die erfolgversprechendsten ausgewählt. Der Auftritt der „Young Americans“, die in der Arena in Treptow nach drei intensiven Übungstagen zusammen mit Schüler:innen und Lehrer:innen eine bühnenreife Show zeigen, wird ein spektakulärer Erfolg und zeigt, welches Potenzial Schüler:innen und Lehrerschaft haben. Die Rütli-Schule ist endlich wieder positiv in den Schlagzeilen.
Die Stiftungsinitiative „Ein Quadratkilometer Bildung“ beginnt sich im Bereich Übergang Kita-Grundschule im Reuterquartier zu engagieren.
Seither begleitet sie mit der Pädagogischen Werkstatt, dem Aufbau von Lernwerkstätten, einem Stipendienprogramm für Schüler:innen sowie verschiedenen Angeboten im kulturellen Bereich die Entwicklung der Gemeinschaftsschule und des Campus Rütli.
Bei der Gründung des Modellprojekts Campus Rütli – CR² unter der Schirmherrschaft von Christina Rau sind der Bezirk Neukölln, verschiedene Senatsverwaltungen und Stiftungen ein Bündnis eingegangen. Anknüpfend an die Reformschulbewegung der 20iger Jahre in Neukölln möchte der Campus Rütli breiten Schichten der Bevölkerung zugänglich machen.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Geschichte und zum Konzept des Modellprojekts Campus Rütli – CR².
Im Rahmen des Pilotprojektes Gemeinschaftsschulen der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung schließen sich zum Schuljahr 2009/2010 die drei vorher eigenständigen Schulen, Franz-Schubert-Grundschule, Rütli-Hauptschule und Heinrich-Heine-Realschule, zur 1. Gemeinschaftsschule Berlin, Bezirk Neukölln unter der Leitung einer Schulleiterin zusammen.
Längeres gemeinsames Lernen und ein rhythmisierter Ganztag, in dem Kinder und Jugendliche eine Talent- und Interessensförderung erhalten, bilden die Grundpfeiler dieser neuen Schulform.
Für die Gemeinschaftsschule ist die Zusammenarbeit mit den Einrichtungen innerhalb des Campus und mit zahlreichen Kooperationspartnern außerhalb des Campus von großer Wichtigkeit.
Besonders erwähnt werden muss die Kooperation mit der Otto-Suhr-Volkshochschule Neukölln. In der Zusammenarbeit sind die muttersprachlichen Türkisch- und Arabisch-Kurse entstanden, an denen die Schüler:innen der Gemeinschaftsschule freiwillig teilnehmen können und an deren Ende eine Prüfung nach europäischen Sprachenreferenzrahmen steht. Damit besteht für die Schüler:innen die Möglichkeit, ihre Familiensprache als zweite Fremdsprache für die gymnasiale Oberstufe anerkannt zu bekommen.
2014 wird die Schule in Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli umbenannt.
Zu Beginn des Schuljahres 2011/2012 wird an der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli eine eigene gymnasiale Oberstufe eingeführt. Seitdem können an der Schule alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse erworben werden.
Als erster Neubau auf dem Gelände des Campus Rütli wird 2012 die Quartiershalle eingeweiht werden. Sie dient nicht nur sportlichen Zwecken des Schul- und Vereinssports, sondern kann auch für kulturelle Anlässe, wie Ausstellungen und Musikvorführungen, oder Veranstaltungen und Diskussionsrunden genutzt werden. Damit ermöglicht sie eine Öffnung des Campus Rütli in den Kiez.
Die Gemeinschaftsschule nutzt die Quartiershalle außer für den Schulsport auch regelmäßig für Veranstaltungen.
Am 4. Juli 2014 erhalten die ersten Abiturient:innen in der Rütlistraße unter großer öffentlicher Teilnahme ihr Abiturzeugnis.
Die Schule bekommt an diesem Tag auch ihren offiziellen Namen verliehen: Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli.
Seit 2017 können die Schüler:innen der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli neue Werkstätten nutzen. In dem Neubau befinden sich eine Holzwerkstatt, eine Metallwerkstatt, eine Textilwerkstatt und eine große Lehrküche.
Im Sommer 2020 wird der Erweiterungsbau für die Grundstufe der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli fertiggestellt.
Aufgrund der Sanierung des Bestandsbaus der Gemeinschaftsschule wird der Neubau vorerst von der Mittel- und Oberstufe genutzt. Die Grundstufe zieht in den Neubau, sobald die Sanierung abgeschlossen ist.
Kontakt
Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli
Rütlistraße 41
12045 Berlin
Sekretariat der Mittel- und Oberstufe
Tel.: 030 600 34 76 0
sekretariat [@] campusruetli.de
Ständige Vertreterin der Schulleiterin
Kerstin Ruoff
Grundstufe der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli
Weserstraße 12
12047 Berlin
Sekretariat der Grundstufe
Tel.: 030 600 34 76 90
sekretariat-grundstufe [@] campusruetli.de
Grundstufenleiter
Sascha Wenzel
Stellvertretende Grundstufenleiterin
Fränze Steinmeyer